Kyffhäusertour am 01.05.2012

Pünktlich zur abgemachten Zeit trafen Matze, Kevin und ich uns am abgesprochenen Treffpunkt Tanke. Auftanken, Reifendruck prüfen und dann wollten wir eigentlich los.
Ging aber nicht so einfach, denn der gute Andre´, als Kollege Drogenfuzzy, pöbelte uns fröhlich an. Er wollte zum Stadtlauf. Zur Strafe für seine Pöbeleien wurde er gleich zu niederen Arbeiten, wie Helmtragen, eingespannt.
Nach der Verabschiedung mit gegenseitigen „Viel Spaß und alles Gute“ konnte es losgehen.

Anfahrt über die alte B4 bis Schladen, auf die A 395 bis Bad Harzburg. Vor dem Ort setzte sich ein Toyota, aus Goslar kommend, vor mich. Anscheinend wurde er mit Fritten Öl befeuert. Jedenfalls roch er so. Hunger kam deshalb aber nicht auf. In dem Geruch war auch ein Hauch von Fischstäbchen. In Harzburg mussten wir an der Ampel halten. Ich freute mich schon, der Toyota war weg. Ich bin die Strecke länger nicht gefahren und wunderte mich über die veränderte Straßennutzung – Achtung, tieffliegende Radfahrer an rechts! Hinter Harzburg, vor dem Wasserfall, war die rollende Frittenbude wieder vor uns. Überholen durfte nicht sein und bei jedem Schalten des Fahrers vor uns kam eine gute blaugraue Wolke aus dem Auspuff, natürlich mit dem bekannten Geruch. Hinter dem Wasserfall: Aufhebung aller Verbote und Gebote, Gashand drehen und Tschüss.
Auf bekannten Straßen und noch relativ wenig Verkehr, aber mit bekannten Geschwindigkeitsbeschränkungen ging es zum Torfhaus.

Die nächste negative Überraschung: Alte Häuser waren platt, keine Baude, keine Butzen. Dafür das Gebäude der Touristikinformation, wenigstens im Harzstiel gebaut und das Hotel mit dem süddeutschen Namen, das dorthin passt wie der Papst in der Fastenzeit auf eine Kirmes. Kein Kiosk mit schnellem Kaffee, keine Bockwurst auf die Pappe. Um den kleinen Hunger und Durst zu stillen muss man in das Restaurant des Hotels. Deshalb auch kaum Motorräder. Sonst war um diese Zeit der Platz doch gut gefüllt.

Im Fernsehen hatte ich ja einmal einen Bericht gesehen, Umbau des Harzes zum Touristenmagneten mit Eventcharakter. Meiner Meinung ist dabei der Motorradtreffpunkt Torfhaus auf der Strecke geblieben.

Weiter ging es auf der B4 nach Braunlage bei relativ wenig Verkehr. Oderbrück, Achtermann, Königskrug – überall waren alte Gebäude abgerissen. Wenn das der Weg ist für das Touristikzentrum Harz, dann wird der bisherige Charakter des Harzes dabei untergehen und dem „Fun and Action“ mit Kopeken satt geopfert. Biker werden dann, meiner Meinung nach, auch nur am Rand geduldet – Geschwindigkeitsbeschränkungen auf einzelnen Strecken nur für Motorräder, künstlich angelegte Treffpunkte außerhalb der Zentren, die gar nicht oder nur schwach angenommen werden.
Von Braunlage ging es nach Nordhausen, wieder mit Beschränkungen nur für Bikes. Hier sahen wir zufällig, dass Kevin sich mit einem Autohandel selbstständig gemacht hat. Von dort über Kelbra weiter zum angestrebten Endpunkt. Ab Braunlage wurde der Verkehr dichter. Ob es die ersten Feiertagsausflügler waren oder abreisende Besucher der Walpurgisnacht, deren Schmuck und Auswirkungen man noch in jedem Ort sehen konnte, ist schwer zu sagen, sehr wahrscheinlich war es beides.
Auch am Kyffhäuser hat sich einiges verändert. Wo sonst nur der Wendepunkt der Bikes war, ist ein Imbiss entstanden – wahrscheinlich eine Goldgrube. Und nun die 39 Kehren zum Denkmal hoch. Etwa in der Mitte der Strecke stand dann auch ein silberblaues Fahrzeug am Rand. Der obere Parkplatz hat sich stark verändert, wobei man erkannt hat: Die Biker sind ein Wirtschaftsfaktor und bringen auch Geld. Kostenlose Parkplätze für Motorräder, Imbisse bei denen man für einen schmalen Euro den kleinen Hunger und Durst stillen konnte.

Aber nun erst mal zum Denkmal hoch.
Wieder erkannten wir – Motorradbekleidung und Wanderung – Zwei Welten treffen aufeinander.

Früher hat man an diesen Burgen Wegezoll bezahlt, heute nennt man es Eintritt zum Erhalt des Kulturgutes, warum sind dann trotzdem so viel Platten kaputt.
Eine vierköpfige Familie wird überlegen, ob man Eintritt bezahlt oder lieber alle mittags satt essen lässt.

Trotzdem: Es ist wirklich beeindruckend.

Nachdem wir etwas für Kultur, Wissen und Geist, gegen Hunger und Durst getan hatten, fertig für die Rückfahrt. Ungefähr nach einem Drittel der Kehren wurde Matze von einer Fireblade mit einheimischem Kennzeichen überholt. Mich konnte er nicht überholen. Aber nicht weil ich so gut war, sondern weil es die Strecke nicht hergab. Das war vielleicht sein Glück; denn auf halber Strecke stand schon ein nachtschwarz gekleideter Herr, die Gesellschaft hatte ihre Präsenz ungefähr verfünffacht, und erwartete jemand. Da er aber hinter mir war und ich die erlaubten km/h nur knapp überschritt, war auch ihm nichts vorzuwerfen. Sichtlich enttäuscht ging der dunkel gekleidete Herr zurück. Anscheinend hatte ein Posten oben an der Strecke die Fireblade schon über Funk angekündigt. Hinter der nächsten Kehre ging er dann an mir vorbei. Man erkannte klar: Der fährt an einem Tag die Strecke öfter, als ich sie in meiner ganzen Zeit mit dem Motorrad gefahren bin.

Von Kelbra zurück nach Nordhausen, nachtanken und dann wollten wir westlich um den Harz nach Hause. Die Überlegung war, an so einem Tag fährt man durch den Harz nur in Kolonnen und das ist auch nicht so prickelnd. Allerdings haben wir nicht mit dem einnehmenden Wesen von Gemeinden gerechnet. Früher standen hier Burgen mit Raubrittern, heute sind es Gemeinden mit Rathäusern. Geschwindigkeitsbeschränkungen mit allen möglichen Begründungen: 30 wegen Geräuschemission u. s. w. Und überall die technischen Vorrichtungen für Actionfotos – die Hauptperson in Aktion beim Führen eines Fahrzeuges, bitte recht freundlich! Die interessanteste Beschränkung war: 60 wegen Straßenschäden mit mindestens zwei Fotostationen. Bloß, wenn die Beschränkung wegen der Schäden war – dann dürfte man, in Relation gesetzt, vom Möbelhof bis zum Rehmanger mit dem Auto nur rückwärtsfahren und wir müssten die Bikes schieben. Wir haben keine Straßenschäden entdeckt und eigentlich hätte ich gerne alle Straßen in dem Zustand.

Gegen 17.00h und ungefähr 280 km Insekten jagen waren wir wieder zu Hause und trennten uns an der Feuerwehr. Wobei die Chancen beim Jagen ungleich verteilt sind: Matze hat breite Schultern und ich verstecke meinen Bugspoiler hinter dem Tank.

Spaß gemacht hat es uns allen und wir freuen uns auf die nächste mögliche Tour mit den Mitgliedern der Gruppe.