Fußballturnier der Justiz Niedersachsen in Göttingen |
|
Am Samstag den 20.06. hatte die MG der JVA Wolfenbüttel zum ersten Mal zwei Termine in ihrem Tourenkalender im Angebot. Hier zeigte sich der Sinn der Absprache: Keine Verpflichtung. Ein Teil der Gruppe nahm an der Behördenausfahrt der Blue Knights teil, ein Teil versammelte sich gegen 09.45 h auf dem Parkplatz der JVA, um zum Fußballturnier der Justiz in Göttingen zu fahren. Beim Turnier wollten wir, wie der BSG versprochen, die Fußballer lautstark von der Seitenlinie aus unterstützen. Motto war: Spaß beim fahren, pöbeln auf dem Platz, Kaffee trinken, Bratwurst essen und wieder pöbeln! Hierfür hatte ich bei meiner Regierung mit einem FeV 14 (Familieneigener Vordruck) einen arbeitsfreien Tag zum Motorrad fahren beantragt und genehmigt bekommen. Also machte ich mich kurz nach 09.00 h auf die Socken oder besser in den Sattel. An der Tanke fuhr dann wieder ein verkleideter E.T. – Verschnitt (siehe Verdentour 2003) an mir vorbei. Auf dem Parkplatz entpuppte sich der E.T. - Verschnitt als mein Namensvetter André mitsamt dem Umbau seiner Flattwin. |
|
Nachdem wir uns gegenseitig unsere Bedenken genommen hatten - Matze, Uwe und ich : "Wie wird das Wetter ?" André : "Wir fahren aber nicht Autobahn !" - ging es um 10.00 h los Richtung Göttingen und zwar über Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Osterode im zügigen Tempo quer durch den Harz. André war glücklich, wir fuhren auch am Auerhahn vorbei, anscheinend seine Lieblingsstrecke. | |
Pünktlich zur Zigarettenpause in Cl.-Zellerfeld fing es an zu regnen. Nach dem Regenschauer ging es weiter bis zum Ortsausgang. Hier stoppte uns ein Hagelschauer, den wir in einem Buswartehäuschen an uns vorbei ließen. Kurze Diskussion, ob weiter oder Richtung Heimat ergab: "Wir sind jetzt schon mal hier und es geht weiter". André nutzte die Zwangspause, um Kartoffelwasser abzugießen, war auch dringend notwendig, da er schon gelbe Wellen in den Augen hatte. Bei seinem Sattel - ein mit Leder bezogenes Sperrholzbrett - drückt es Dir jede Körperflüssigkeit beim Fahren durch den Körper. André versicherte uns, dass so eine Pause öfter sein müsse, da er nicht so kleine Knoten machen könne, um es zu stoppen. |
|
Jedenfalls ging es dann über kleine Straßen weiter Richtung Göttingen. Hier bewahrheitete sich die Einstellung von Heino
wieder einmal: Je kleiner die Straße, umso weniger Verkehr und mehr Kurven ergibt einen höheren Spaßfaktor. Da Uwe mit leicht angeschnittenen
Slicks - (denn wenn die Reifen abgefahren gewesen wären, hätte er schon lange Neue
besorgt. Wir kennen doch Uwe !) - auf seiner Kawa unterwegs war, drosselten wir ein wenig auf nasser Fahrbahn das Tempo. Denn bedenke: Zwischen Dir und der Fahrbahn ist nur ein dünner Stoff! In Göttingen suchten wir nach der Beschreibung des Veranstalters die Straße zur Sportuni. Nachdem wir das zweite Mal schon auf der Strecke Richtung Heimat gelandet waren, fragten wir an einer Tanke nach dem Weg. Das freundliche Personal erklärte uns den Weg und siehe da, wir fanden es. Wir waren nämlich schon zweimal daran vorbeigefahren. Die Straße sah aus wie eine zu klein geratene Hofeinfahrt und aus ökologischen Prinzipien hatte man auch noch das Straßenschild im Baum versteckt. Um unnötigen Verkehr von der Uni und den Krankenhäusern fern zu halten, hatte man auch auf ein Hinweisschild an der Hauptstraße verzichtet. Nachdem wir der so getarnten Straße ca. 30 Meter gefolgt waren, sahen wir, was das Herz eines jeden Ortsfremden höher schlagen läßt: Eine große Ansammlung von Hinweisschildern. Diese endeten allerdings vor dem Unigebäude, der Weg zu den hinter Bäumen versteckten Plätzen mußte geraten werden. Irgendwie erinnerte mich der Tourabschnitt in Göttingen an eine Kinderrallye zum Geburtstag. Am Sportgelände wurden wir mit Hallo von Kollegen der BSG und Bekannten aus anderen Anstalten begrüßt. Unter anderem trafen wir den Kollegen Johannes Weßling, der sich aufrichtig freute. Von ihm sollen wir auch alle, die ihn noch kennen, grüßen. |
|
Leider, so muss ich bekennen, haben wir unsere Vorsätze gebrochen. Ich z. B. habe keinen Kaffee getrunken und keine Bratwurst gegessen. Dafür gab es eine Cola und einen hervorragenden Gulascheintopf. Ich glaube, der einzige von uns, der Kaffee getrunken hat, war André, dafür hat er aber auch keine Bratwurst gegessen, sondern Kuchen. Beim Anblick des reichhaltigen Kuchenbuffets fing mein T-Shirt schon von selber an zu spannen, deshalb habe ich mich da schnell verdrückt, was mir den Unmut einer netten jungen Dame einbrachte. Ich hätte dies gerne mit ihr weiter ausdiskutiert, aber sie wollte nicht diskutieren, sondern Kuchen verkaufen. | |
Da ich ja nun schon länger verheiratet bin und deshalb gut erzogen, habe ich erkannt: Das bringt nichts! Verdrück Dich! |
|
Und dann kam das, weshalb wir eigentlich dort waren: Unsere BSG spielte. Ein Unentschieden hätte gereicht. Leider haben sie sich ein dussliges Tor
eingefangen und wir hatten Grund zum pöbeln. Aber in der zweiten Halbzeit entpuppten sich einige der BSG als sehr schlagkräftige Spieler. Es wurde einiges geboten, damit wir sagen konnten: Die Fahrt hat sich gelohnt! Trotzdem blieb es beim 0:1, bitte sportlich betrachten. Jetzt ging es auf die Rückfahrt. Zuerst zurück zur Tanke, Sprit nachdrücken. Der Wettergott hatte Mitleid mit uns. Es fing in diesem Moment an zu regnen und wir brauchten uns keinen Unterstellplatz suchen, denn die Tanke ist überdacht. Dann sollte es über die B3 und B248 nach Hause gehen. In Nörten-Hardenberg fuhren wir an einen alten BW LKW heran. Dieser schien noch von ölgetränkter Holzkohle angetrieben zu werden, jedenfalls roch es so. Bis Northeim mussten wir dahinter bleiben, es gab wirklich keine Möglichkeit zum Überholen. Glücklicherweis fuhr er in Northeim rechts ab. Ich war froh darüber, bis ich nach ein paar Kilometern feststellte: Du hättest da auch abbiegen müssen. Aber entweder war ich da zu stoned von den Abgasen oder der LKW hatte das Hinweisschild verdeckt. Also ging es über kleine Landstraßen mit wenig Verkehr, Kurven und hohem Spaßfaktor über Gandersheim weiter nach Seesen. Ab und zu das Tempo drosseln, da es kurze Schauer gab, die Straße deshalb naß und Uwe immer noch mit angeschnittenen Slicks unterwegs war. Noch eine kurze Pause für André, das Problem haben wir schon oben erörtert und die Zigarette für Uwe und mich war da nur sekundär! Und dann kam die Stelle, auf die ich mich schon bei der Planung gefreut habe: Die Kurven vor Alt Wallmoden mit der Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Km/h aber ohne Blitzgerät! Und was ist? Direkt vor den Kurven laufen wir auf zwei PKW auf. Der Erste ein roter Passat, der eigentlich besser die Verschrottungsprämie in Anspruch genommen hätte, als noch auf der Straße zu fahren. Ich glaube, der war von der Straßenbehörde geschickt; mit 10 Stundenkilometer ging es durch die Kurven und keine Möglichkeit zum Überholen! Nur der Integralhelm hielt meinen Hals noch in Form, ansonsten wäre er so angeschwollen, dass der Kragen der Jacke geplatzt wäre. Aus den Kurven heraus habe ich dann eigentlich zu zeitig überholt. Ein Blick auf die Fahrerin und meine Gedanken: Du sollst ja eigentlich das Alter ehren! Hoffentlich kriegt jetzt nicht der Herzschrittmacher von ihr einen Kabelbrand! Das kurze autobahnähnliche Stück vor SZ – Bad wurde gesittet gefahren. Da sollten die neuen Blitzer (von vorne und hinten gleichzeitig) installiert werden und man weiß ja nie, ob das schon passiert ist! Weiter ging es Richtung Heimat. An der Immendorfer Kreuzung fing die Gruppe an, sich heimwegmäßig zu trennen. Alles in allem hat mir die Tour Spaß gemacht. So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt, in meinen Überlegungen waren nur die kurzen Regenschauer nicht berücksichtigt worden. Eine Erkenntnis habe ich auch noch bei der Ausfahrt gewonnen: André hat im Tunnel Angst! Jedesmal schaltete er im Tunnel herunter, damit sein Motorrad lauter wurde. Kleine Kinder singen ja auch, wenn sie in den dunklen Keller gehen, um ihre Angst zu bekämpfen. Ich glaube, bei André ist das der gleiche Grund; oder kann sich jemand einen anderen Grund vorstellen, weshalb jemand seine Radautüten so quält? Nie nich! Bildmaterial von "Kamerakind" Matze |
|
|